Sommer in Wien 2011

In der Ordnung käme zuerst der Amadeus Blog und der Podcast. Aber wo ist die Ordnung, wenn man sie braucht? Zieh‘ das jetzt vor und liefere das eigentlich Zuvorkommende später ab. Wenn die Ordnung nichts dagegen hat.

Sommer in Großstadt hat was, v.a. Hitze. Seit ich den japanischen Teddybären habe, verhindert meine Empathie die Freude daran. Ich leide wie ein Hund, der Teddy ohnehin mangels Alternative. Trotzdem stelle ich mich tapfer den diversen Open Air Tangoevents die dank CO2 Überschusses entweder von schwarzen Wolken oder heftigen Winden begleitet werden. Und wundere mich wie jedes Jahr wie schlecht gerade die weniger Begabten zu großteils völlig unpassender Musik ihre Körper expressiv in Bewegung halten.
Aber der Tango hat immer noch genug Kraft selbst das zu verkraften und die verschleierten Touristen am Rand klatschen begeistert Beifall. Das Tanzen ist des Erbarmens würdig, jeder tut, so gut er halt kann, was keines Erbarmens mehr würdig ist, ist die Musik, die die Veranstalter auf den Open Air events spielen. Non Tangos sind OK, was nicht OK geht, ist die völlig unstrukturierte Art WIE die Musikstücke gespielt werden.
Wie ein Dirigent der Parkinson hat. Nur der weiß das wenigstens, die TJs wissen nichts und glauben noch, dass sie gut auflegen. Klar, sonst würden sie anders auflegen. Leider ist das Tanzvolk zu höflich und zu un-artikulationsfähig (mangels Zuordnung des komischen Gefühls, dass irgendwas nicht stimmt… nämlich die Musik) um die Tanz-Gefolgschaft zu verweigern, zu groß sind die zahlreichen Benefits rundherum.
Sehr amüsant ist auch die Diskussion innerhalb dieser Szene, die vorwiegend über Facebook geführt wird. Da Tangotanzende ein äußerst begrenztes Gut sind und Veranstalter per se ziemlich eitle Alphatiere, ist es unumgänglich, dass diese irgendwann aufeinanderkrachen.
Wenn dann noch ein böser Clown die Diskussion in langatmigen Elegien anheizt, dann ist die Tangosommer-Posse perfekt. Wenn Du nicht gerade auf Oma Walton machst, oder komplett auf eine eigene Tangoinsel verschwindest, krachst Du früher oder später unweigerlich mit jemandem anderes zusammen. Stoff für eine sitcom ohne Ende. Ich schaus mir auf der Insel an.

Ich glaube an Carlos Gardel,

den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer des Tangos
und der Milonga.



Und an Osvaldo Pugliese,

seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn,

gemeinsam mit di Sarli und d‘Arienzo

und anderen Engeln der Epoca de Oro,

gelitten unter Non Traditional Open Air,

vergessen, verloren und schlecht gespielt,

hinabgestiegen zu Family Tango,

am dritten Tage auferstanden,

aufgefahren in die Galeria;

er sitzt zur Rechten Gardels, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Tanzenden und die anderen.



Ich glaube an den guten Veranstalter,

die internationale Tangoszene,

Gemeinschaft der Tanzenden,

Heilung der wunden Füße,

Begradigung der falschen Achse

und das ewige Ocho.

Amen.


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